Über die Ausstellung
30. November 2012 — 31. März 2013 (Frankfurt)
13. April — 23. Juni 2013 (Karlsruhe)
Emil Behr | Briefzeugenschaft vor, aus, nach Auschwitz 1938–1959
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik der Goethe-Universität. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit Studierenden der Goethe-Universität erarbeitet.
Monique Behr ist die Tochter von Werner Behr. Ihre Mutter übergibt ihr vor einigen Jahren eine Kiste, in der sich weit über einhundert Briefe und persönliche Dokumente ihres Großvaters Emil befinden. Die Briefe aus der Zeit des Nationalsozialismus und den Jahren nach 1945 bildeten die Grundlage für ein literaturwissenschaftliches Seminar, das Monique Behr zusammen mit dem Germanisten Jesko Bender über zwei Jahre hinweg an der Goethe-Universität Frankfurt leitete. Gemeinsam mit Anne-Marie Bernhard, Katharina Fabel, Paul Lins, Patrick Schwentke, Lea Welsch und Céline Wendelgaß wurde ein Ausstellungskonzept entwickelt. Von Anfang an war das Konzept der Ausstellung mit dem Versuch verbunden, die historische Perspektive auf die Briefe und Dokumente um etwas Gegenwärtiges zu erweitern. Dies sollte dadurch geschehen, dass der Akt des Lesens, sowie seine Bedingungen und stillschweigenden Voraussetzungen vom Jetzt aus, Teil des Ausgestellten werden. Wie aber eine konkrete Form für einen abstrakten Vorgang finden?
Nach unzähligen Gesprächen darüber, was eine »Kommentar«- oder »Jetzt«-Ebene umfassen müsste und vor allem, wie sich dies gestalterisch umsetzen ließe, wurde beschlossen, statt eine weitere Textebene einzuziehen, die Dokumentation der Diskussionen zum Ausgangspunkt zu nehmen, um diese in einem Hörspiel zu verdichten. So entstand zu jedem Teil der Ausstellung ein Hörstück, in dem namenlose Stimmen über die Briefe und den damit verbundenen Themenkomplexen reden.
Die fiktionalisierten Stimmen stellen vor allem die Frage nach dem Bezeugen in den Mittelpunkt.
Was bedeutet es wenn wir heute versuchen Vergangenes zu bezeugen? Welche Narrative, Affekte und theoretischen Zugänge haben Einfluss darauf? Konsequent wird der Blick auf das ausgestellte Material thematisiert, ein Blick von Heute, der ein nachträglicher ist. Diese Perspektive trägt einiges mit sich: Ballast an Wissen, eigene Vorurteile, Unsicherheiten, Positionen und Idiosynkrasien, Fragen und unlösbare Widersprüche im Versuch zu Begreifen.