26. November 1944, Auschwitz
Emil Behr an Hedwig und Werner Behr
zur Abbildung wechseln zur Transkription wechselnVorderseite
Vordruck zweispaltig
linke Seite 2 Fenster
links als Vordruck Raum für Zensurstempel
rechts als Vordruck Kontrollzeichen des Blockführers
beide leer
rechte Spalte
Vordruck
Absender:
Meine Anschrift:
Name:
Geboren am:
Gef. Nr.
(daneben handschriftlich) Schutzhäftling
Emil Israel Behr
27.6.00 in Leimersheim,
188532 Block 16 Stube 3
Postamt 2 K.L. Auschwitz
(über Adressfeld drei nicht genau erkennbare Stempel)
links
gedruckt die Lagerordnung:
Konzentrationslager Auschwitz
Folgende Anordnungen sind beim Schriftverkehr mit Häftlingen zu beachten:
- Jeder Schutzhäftling darf im Monat zwei Briefe oder zwei Karten von seinen Angehörigen empfangen und an sie absenden. Briefe an die Häftlinge müssen lesbar mit Tinte, einseitig und in deutscher Sprache geschrieben sein. Gestattet sind nur Briefbogen in normaler Größe. Briefumschläge ungefüttert. Einem Briefe dürfen nur 5 Briefmarken á 12 Pf. der Deutschen Reichspost beigelegt werden. Alles andere ist verboten und unterliegt der Beschlagnahme. Lichtbilder dürfen als Postkarten nicht verwendet werden.
- Geldsendungen sind nur durch Postanweisungen gestattet. Es ist darauf zu achten daß bei Geld- oder Postsendungen die genaue Anschrift, bestehend aus Name, Geburtsdatum und Nr. angegeben ist. Bei fehlerhaften Anschriften geht die Post anden Absender zurück oder wird vernichtet.
- Zeitungen sind gestattet, dürfen aber nur durch die Poststelle des K.L. Auschwitz bestellt werden.
- Die Häftlinge dürfen Lebensmittelpakete empfangen, Flüssigkeiten und Medikamente sind jedoch nicht gestattet.
- Gesuche an die Lagerleitung zwecks Entlassung aus der Schutzhaft sind zwecklos.
- Sprecherlaubnis und Besuche von Häftlingen im Lager sind grundsätzlich nicht gestattet.
Der Lagerkommandant.
Rechts
daneben als Vordruck Adresszeilen
Handschriftlich:
Frau
Hewdig Behr
17a eingekreist, Mannheim (unterstrichen)
B.7 2
Briefmarke rechts oben
abgestempelt zwei mal Berlin Charlottenburg 30.12.44
Stempel mit Reichsadler unleserlich
Rückseite
Auschwitz den, (ab hier in Handschrift vermutlich Bleistift) 26.11.44
Mein innigsgeliebte Frau, lieber Sohn!
Nach langer Zeit, habe ich deinen lb. Brief am 24.11. erhalten. Ich konnte mir garnicht
erklären, warum ich von Euch nichts höre, und machte mir allerhand Sorgen, aber G.s.Dank ist bei Euch alles Gesund, was ich von mir sagen kann. Deine lb. Pakete habe ich bis No 26 alle erhalten, der Inhalt war gut und die Wäsche kann ich gut brauchen. Bitte schicke mir vorläufig nur noch 1 Unterhose und ab und zu ein Paar Socken sonst brauche ich nichts. Von Alexander habe ich noch nichts erhalten von Frau Jöhlinger habe ich ein Paket bestätigt, herzlichen Dank. (weiter oben rechts) Dahs es den Verwandten in K’he gut geht freut mich. Das Verhalten meines Bruders ist mir unerklärlich, ich bitte es ihm zu sagen. Ich freue mich zu hören dahs lieber Werner gut vorwärts kommt und hoffe dahs er dir eine gute Stütze ist. Frau Baur wird mich nicht entäuschen? sage ihr nur, dahs ich sie bitte unsere Freundschaft nicht zu vergessen. So mein lieber Wigl jetzt bleibt mir nur noch übrig Euch ein gutes Weihnachtsfest zu wünschen, ich bitte Euch, das Schicksal, des getrenntsein nicht zu schwer zu nehmen, und den lb. Gott bitten dahs er uns bald wieder vereint. Seid für heute allerherzlichst gegrühst und vielmals geküst von Euerm Vater. Grühse an Rita & Hermann –