28. Dezember 1946, Karlsruhe

Emil Behr an die Militärregierung Karlsruhe

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 Brief an die Militärregierung Karlsruhe, auf Schreibmaschine getippt Din A4 eine Seite, liniertes Papier, schwarze Flecken an der Seite vermutlich von Schreibmaschinendurchschlag, zwei Mal gelocht links außen

handschriftlich 28.II.44 vermutlich in Bleistift
auf Schreibmaschine getippt Din A4 eine Seite, liniertes Papier, schwarze Flecken an der Seite vermutlich von Schreibmaschinendurchschlag, zwei Mal gelocht links außen

Emil Behr, Durlach, den 28. Dezember 1946.
Karlsruhe,- Durlach,
z. Zt. Bergwaldstrasse 7.
 

An die Militärregierung Karlsruhe.
Ich wende mich mit der Bitte um Schutz an die Militärregierung.
Ich bin Volljude undwar unter dem vergangenen Naziregiem 12 Jahre verfolgt. Ich war Häftling der Vernichtungslager, Auschwitz, Mauthausen, Dachau und Gusen. In Auschwitz war ich dem Vergasungstode ausgeliefert und besitze die Vergasungsnummer 188532. Nur durch Eingreifen meines Capo Rögners wurde ich vom Tode befreit. Nach meiner Entlassung durch die Amerikaner zog ich nach Durlach, Steinlesweg Nr. 2.
Dieses Haus wurde durch die Fiat beschlagnahmt. Durch eifriges Bemühen gelang es mir nicht meine Wohnung frei zu bekommen. Nach demErlass des Herrn General Mac NarneY vom 11.Mai 1946   A   G  602 fällt meine Wohnung nicht unter die Beschlagnahme, es sei denn es liegen militärische Notwendigkeiten vor. Eine Beschlagnahme meiner Möbel käme keinesfalls in Frage. Eine schriftliche Genehmigung der Militärregierung vom 16. Dezember 1946 über die Freigabe meines sämtlichen Hausrates besitze ich. Trotz dieser Genehmigung verweigerte Herr Major Davis von der Fiat die Herausgabe meines Hausrates. Ich wurde gezwungen am zweiten Weihnachtsfeiertage binnen einer Stunde meine Wohnung zu verlassen.
Die Etscheidung über die Räumung meiner Wohung erhielt ich am Bescherungstage. Ich verliess am Abend des Zweiten Feiertages meine Wohnung, nachdem ich einen Teil meines Hausrates mitnehmen konnte. Am Freitagmorgen hatte ich den Rest deselben geladen und musste auf Anordnung des Herrn Major Davis wieder ausladen und die Möbel in die Wohnung verbringen. Soeben erschien Herr Major Davis und holte die Möbel wiederdie ich mit in die mir zugewiesene Wohnung von der Militärregierung mitgenommen habe. In Anbetracht der Sachlage bitte ich die Militärregierung mit Schutz und Hilfe zu gewähren .Ich ersuche höflichst veranlassen zu wollen, dass ich mein gesamtes Inventar von der Fiat Herrn Major Davis zurück erhalte.
Hochachtungsvoll !